Das ist ERIKA. Meine ...?

NIERENSTEINZERTRÜMMERUNGSMASCHINE! Vom letzten Mittwoch. An diesem Tag durfte ich sie in einem Wiener Spital kennenlernen. Wie ich nun mal konstruiert bin, war ich - nüchtern natürlich - sorglos und unbedarft pünktlich um 7:30 zur Stelle. Ich wusste innerlich, dass dies mein schönster Tag ist und dass mir die Liebe überall begegnet!

 

Dass die Liebe einer Nierensteintzertrümmerungsmaschine derart intensiv sein kann, davon hatte ich auch um 10:30 noch keine Ahnung. Es hieß nämlich ... warten ... warten ... warten ...  Und das mir! Wo mir doch so leicht der Magen knurrt! Da halfen auch die zwei Stück Traubenzucker nichts, die ich insgeheim gelutscht hatte. So vertrieb ich mir die Zeit mit den anderen Patienten. Männer mit Urin-Sackerln, gestreiften Socken und Spitalshemden kamen in beachtlicher Anzahl zur Steinambulanz. Dann wiederum schoss eine aufgeregte Dame, die sich in der Zeit geirrt hatte, vorbei. Du meine Güte .. Zeit spielte hier doch überhaupt keine Rolle! Ein junger Mann mit schwarzem Lockenkopf las in einem dicken

 

Fantansy-Buch, bestimmt hatte es an die tausend Seiten. Es fiel mir auf, dass er super weiterkam mit dem Lesen! No na. Denn inzwischen war es fast halb zwölf geworden ... und ich kannte sämtliche Nummern der Spitalszimmer daneben auswendig. Bin ich doch immerhin acht mal die Gänge entlang geschlendert, um  mir die kalten Füße zu vertreten! Wenn mein Bauch leer ist, sind auch die Beine kalt, So ist das bei mir. Aus diesem Grund nervte ich die dort anwesende, unheimlich im Stress befindliche Stationsschwester ein bisschen und orderte mir ein Mittagessen gleich für die erste Minute nach meinem Eingriff.

 

Endlich. Endlich war DER Moment gekommen, auf den ich sage und schreibe vier Stunden hatte warten müssen. Und dann ging alles im Eilzugs-Tempo nach dem Kommando der diplomierten Krankenschwester: "Alles ausziehen bis auf die Unterhose! Flach auf den Rücken legen auf die Pritsche da!" Mir schauderte. Denn über der Pritsche sah ich ERIKA hängen. Riesengroß und mächtig. Zu mehr trüben Gedanken kam ich aber nicht mehr, da mich ein junger, fescher Arzt ansprach: "ISo liebe Fau, ich fixiere jetzt die Maschine auf ihrer rechten Bauchseite und dann dürfen sie sich nicht mehr bewesen. Nicht einmal die Zehen. alles klar?" Dabei schaute er angestrengt in den angeschlossenen Bildschirm, um meinen kleinen Nierenstein zu orten und diesen akribisch haargenau exakt unter Erika zu positionieren. Das dauerte ein paar Minuten ... und mir tat jetzt schon der Rücken weh. Außerdem war mir kalt und deswegen bat ich um eine Decke auf meine Oberschenkel. Decke war es dann schlussendlich keine, aber wenigstens je ein grünes Operationstuch auf Brust und Beine. Erika schwieg noch immer. Ihre ersten Klopfzeichen entpuppten sich als Nadelsstiche auf meiner rechten Bauchseite. "Das ist jetzt Stärke eins", hörte ich die freundliche Stimme des Arzetes sagen, "geklopft wird aber mit Stärke sieben." Hatte ich richtig gehört? Stärke SIEBEN? Trotzdem war mir noch immer bewusst, dass heute meine schönster Tag ist und dass mir die Liebe überall begegnet. Wirklich wahr und ehrlich.

 

Erika tobte sich  fast vierzig Minuten auf mir aus. Es waren insgesamt viertausend "Schüsse" - Fachausdruck aus dem Mund des Arztes - die meinen Nierenstein zertrümmerten. Viertausend.

 

Ich gebe zu, dass ich Erika`s Liebe keine Minute länger mehr ausgehalten hätte und dass ich zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr wusste, ob ich je wieder von dieser Pritsche herunter steigen konnte, so kalt und steif war mein Körper geworden. Mein Nierenstein war weg! Super. Dafür hatte sich das Abenteuer gelohnt. Seine Reste sah ich im besagten Bildschirm in meiner Niere herum schwimmen ... Um diesen "Sand" machte ich mir keine Sorgen mehr, der wird schon im Laufe der Zeit ausgeschwemmt sein, was auch der Arzt bestätigte. Mich konnte jetzt nur noch eines erfreuen: Mein warmes Mittagessen! Und wirklich stand es da, gleich daneben im Aufenthaltsraum! Nudelsuppe, Rahmfleisch mit Petersilkartoffeln und Salat, Schokoladepudding!

 

Ach ja, dass ich es nicht vergesse. Selbstverständlich habe ich mich von Erika verabschiedet und ihr gedankt, dass sie mich nicht zerquetscht hat ... so stark und groß und mächtig, wie sie für mich war. Du meine Güte - was für ein Spiegelbild ...

 

 

 

 

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Christa Saitz (Samstag, 11 Februar 2017 17:57)

    Liebe Christa! Zuerst einmal gratuliere ich dir, dass du deinen Nierenstein losgeworden bist! Zweitens bin ich stolz auf dich, wie heldenhaft du alle 4000 "Schüsse" ausgehalten und ertragen hast. Und drittens: Ich finde dich toll und großartig. Deine Einstellung ist WUNDERbar schon im Vorfeld "heute ist mein schönster Tag und die Liebe begegnet mir überall"! Ich bewundere dich und ich liebe deinen Humor, der alles erträglich(er) macht.
    Auch ich übe mich darin, alle Dinge anzunehmen wie sie nun einmal sind und sie humorvoll zu sehen. Du weißt, ich mit langem Bart wie der König Barbarossa. Dann muss ich schmunzeln und die Situation ist halb so schlimm. Das "Take it easy" ist ein Zaubermittel!

  • #2

    Roswitha Rhomberg (Sonntag, 12 Februar 2017 09:22)

    Hallo liebe Christa! ... wenn wir wissen, daß wir mit allem verbunden sind, finde ich es vorausschauend grenzgenial, den Wesen, mit denen man es zu tun hat, einen Namen zu geben, noch dazu, da du im voraus wußtest, mit wem du es zu tun haben wirst. Und Humor ist ja auch oft, wer "trotzdem" lacht. Mit Erika wird wohl jetzt jeder Leser was anderes asoziieren und ICH muß da jetzt wirklich lachen, denn Erika ist eine Frau in der Turnstunde hinter mir, die ihre Beißerchen in den Zahnreihen immer dazu benützt, leicht bissig-süffisantes aus ihrem Mund quellen zu lassen und da hilft mir immer auch nur eiserne Konzentration auf meinen inneren KörperFitneßEngel, wo wir dann gemeinsam drüber schmunzeln können. ... Ja, und noch was wunderbares hast du mit deiner Namensschenkung bewirkt, liebe Christa "würde jeder/e allem/n bewußt einen Namen geben, ja könnten wir dann noch Jonathan schlachten und essen oder auch nur einen Regenwaldbaum fällen lassen menschlicher Gier wegen ?" Da hast du auf deine kreativvulkanige Art so viiiele Spiegel erschaffen, wo sich auch viele andere reinschauen und wieder finden können, wenn sie es denn wollen >>> Halt - wie immer - EINFACH CHRISTA !!!

  • #3

    Monika Schweitzer (Sonntag, 12 Februar 2017 10:06)

    Liebe Christa, ich hoffe nun ist wieder alles gut. Du schilderst das so wunderbar, dass es den Schrecken verliert. Alles Liebe, Monika

  • #4

    Christa Maly-Zach (Sonntag, 12 Februar 2017 11:07)

    Liebe Christa,

    ich habe mich so gefreut von Dir und Erika zu lesen. Ich habe in der letzten Zeit so oft an Dich gedacht und bin jetzt sehr froh, dass Du alles gut überstanden hast. Ich danke Dir, dass Du uns alle an Deinem Abenteuer hast teilhaben lassen. Ich musste bei Deiner Schilderung schmunzeln und herzhaft lachen. Vor allem das Porträt von Erika ist grenzgenial. Ja, das bist Du! Du hast der Maschine und dem damit verbundenen Eingriff die Schwere genommen und den Augenblick, - na ja, 40 Minuten sind schon ein bisserl mehr als ein Augenblick, - mit Leichtigkeit erfüllt. Deine Schilderung sollte man im Magazin der GGK oder SVA veröffentlichen, um anderen Patienten die Angst vor Erika und dem Eingriff zu nehmen. Danke, liebe Christa, alles Gute und auf bald,

    Christa

  • #5

    Christine (Montag, 13 Februar 2017 17:11)

    Liebe Christa,
    dein Humor ist - wie immer - großartig und macht das Lesen deines Beitrags zu einem wahren Lesevergnügen. Die Erika in deiner Zeichnung sieht ja wirklich bedrohlich aus... und dennoch musste ich schmunzeln! Ich freu mich, dass du mit Hilfe deines ganz besonderen Blickes auf die Situation alles gut überstanden hast. 40 Minuten absolut ruhig liegen bleiben auf kalten Untergrund und dem unangenehmen Gestichel und den Geräuschen dazu sind ja keine Kleinigkeit.
    Das Mittagessen danach hat sicher köstlich geschmeckt!
    alles Liebe - Christine

Christa Kössner

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